Finale der U17-EURO als „große Anerkennung“ für Ciochirca

Österreichs Schiedsrichter blickt stolz auf das von ihm geleitete Endspiel zurück

In einem packenden Finale hat sich Frankreich mit einem 2:1 gegen die Niederlande den Sieg bei der UEFA U17 EURO in Israel gesichert.

Geleitet wurde das Endspiel vom steirischen FIFA-Referee Christian-Petru Ciochirca, der die beiden Teams gemeinsam mit seinem niederösterreichischen Kollegen Maximilian Weiß im Netanya Stadium auf den Rasen geführt hat.

Jaden Slory konnte die Niederlande zwar kurz nach der Pause in Führung bringen, per Doppelschlag von Sael Kumbedi drehten die Franzosen aber die Partie und holten sich dadurch den Titel.

Kurz vor Spielende kam es allerdings auch für das Schiedsrichterteam zu einer heiklen Szene. Dean Huijsen jubelte kurz über den vermeintlichen Ausgleichstreffer. Diesem ging aber eine knappe Abseitsposition voraus, die Weiß an der Seitenlinie sofort richtig erkannt hat. “Das war eine ganz entscheidende Szene”, sagt Ciochirca nach einem Spiel, in dem er den Spielern den Finalcharakter angemerkt hat.

“Die Spieler wirkten angespannt, da war es wichtig, als Schiedsrichter Persönlichkeit zu zeigen. Insgesamt war es aber eine tolle Atmosphäre, ein gutes Publikum und ein gutes Spiel. Besonders schön ist es natürlich, trotz einer so entscheidenden Szene kurz vor Schluss, die Medaille entgegenzunehmen, ohne Gesprächsstoff zu sein”, fasst Ciochirca das Endspiel aus seiner Sicht zusammen.

Für das Turnier wurden die beiden österreichischen Schiedsrichter von der UEFA im Februar nominiert. An den drei Spieltagen in der Gruppenphase war das Duo Ciochirca-Weiß bei den Spielen Frankreich gegen Polen (6:1), Israel gegen Italien (0:1) und Polen gegen Bulgarien (1:1) als Unparteiische im Einsatz. Zusätzlich fungierte Weiß als Assistent bei der Partie Dänemark gegen Schottland (3:1) und Ciochirca war Vierter Offizieller beim Spiel Türkei gegen Spanien (0:2).

“Es war ein recht intensives Programm mit einem Spiel an jedem dritten Tag. Teilweise gab es auch Doppeleinsätze, also an einem Tag war ich Schiedsrichter und tags darauf Vierter Offizieller”, erzählt Ciochirca, der hauptberuflich selbstständig als Dolmetscher und Übersetzer arbeitet.

Souveräne Leistung im Viertelfinale als Schlüssel zum Endspiel

Besonders gute Erinnerungen haben beide an das Viertelfinale zwischen Spanien und Portugal (1:2). In einer engen Partie wurde ein schwierig zu erkennendes Handspiel zur entscheidenden Szene. Ciochirca beurteilte die Situation sofort richtig und entschied auf Strafstoß, den die Portugiesen schließlich in Person von José Rodrigues zum Siegtreffer verwandeln konnten.

“Es war ein enges Spiel und es gab mehrere Schlüsselaktionen, vor allem natürlich dieses Handspiel, das nicht leicht zu erkennen war. Wir hatten die Partie insgesamt einfach gut unter Kontrolle”, erinnert sich Ciochirca. Nach dem Viertelfinale hatten schon beide ein gutes Gefühl, was die Nominierung für das Endspiel betrifft.

“Die Reaktion der Schiedsrichterbeobachter ging schon in die Richtung, dass wir uns gedacht haben, jetzt könnten wir unser großes Ziel erreicht haben”, sagt Weiß, der abseits seiner Schiedsrichtertätigkeit als Augenoptiker- und Hörgeräteakustikmeister tätig ist.

Nominierung für das Finale „eine große Ehre“

Während teilnehmenden Teams durch den K.-o.-Modus immer weniger wurden, gab es auch bei den Schiedsrichtern ein Ausscheidungsverfahren. Nach der Gruppenphase sowie nach dem Viertel- und Halbfinale wurden die Referees und ihre Assistenten anhand ihrer bisherigen Leistungen beurteilt und durften entweder weiter mit Einsätzen rechnen oder wurden nach Hause geschickt.

“Am Sonntag haben wir dann erfahren, dass wir das Finale leiten dürfen. Das war natürlich eine große Ehre und eine Anerkennung dessen, dass man mit viel Hingabe und harter Arbeit auch wirklich etwas erreichen kann”, so Ciochirca.

Der Umgang mit den jungen Spielern unterscheide sich nicht groß zu jenem mit älteren Akteuren, auf die er für gewöhnlich in der Bundesliga trifft: “Auch bei diesem Turnier gibt es schon mehrere Spieler, die trotz ihres jungen Alters Profi durch und durch sind. Die UEFA hat von uns Schiedsrichtern aber besonders gefordert, Persönlichkeit zu zeigen und nicht sofort disziplinarisch durchzugreifen. Abgesehen davon waren die Spiele für uns physisch sehr fordernd und das lag nicht nur an den hohen Temperaturen. Die Teams spielen sehr schnell in die Räume, bewegen sich gut. Aufgrund des Alters der Spieler gibt es öfter unvorhersehbare Aktionen. Das macht das Lesen des Spiels nicht immer einfach. Deshalb muss man ständig präsent sein, um dann auch richtige Entscheidungen zu treffen.”

Aufgrund ihrer Leistungen in Israel hoffen Ciochirca und Weiß jetzt auch bei weiteren internationalen Spielen und Turnieren ausgewählt zu werden. „Jetzt ist die Möglichkeit da, jene Tür, die einen Spalt weit offen ist, wirklich aufzuschlagen”, blickt der FIFA-Referee optimistisch in die Zukunft.

Autor+Fotos: ÖFB 

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